Etappe 19: Roya – Saint-Sauveur-sur-Tinée

Etappe 19: Roya – Saint-Sauveur-sur-Tinée

Ich gehe vor die Hunde…

Raus aus der Unterkunft und rein in die Etappe ging es erst mal einen angenehmen Waldweg entlang bergauf. Als hätten sie auf mich gewartet, waren auch die Fliegen schon um 8:00 munter und hängten sich prompt an mich. Im Schatten des Berges war der Anstieg jedoch schnell erledigt und es wurde weniger steinig. 

Nach etwa vier Kilometern kam ich an eine kleine Schäferhütte und folgte der GR5 Markierung weiter rechts vorbei an der Hütte. Ein Fehler, wie sich herausstellen sollte. Es ging über ein paar Steine und ich hatte eigentlich ein recht ungutes Gefühl, da der Weg nicht wirklich begangen schien und ich Probleme mit der Orientierung hatte. Ich kam zum Ende des Steinfeldes und auf einen Weg.

Dann passierte alles schlagartig. Drei Hunde – oder wie man sie hier nennt „Patou“ – kamen bellend auf mich zugerannt. Aus Reflex drehte ich mich von ihnen weg und begann langsam in die entgegengesetzte Richtung zu gehen. Plötzlich ein Schmerzgefühl. Ein Schrei hallte durchs Tal. Ich begann zu laufen. Einer der Hunde hatte mich in die Wade gebissen. Ich rannte so schnell ich konnte, verfolgt von drei bellenden Hunden und im Versuch nicht noch einen zweiten Biss abzubekommen. Panik. Ich stolperte, verlor meine Sonnenbrille, wie ich später merkte, rappelte mich auf, umringt von Hunden. Ich sah die anderen Wanderer aus der Hütte. Die Hunde blieben zurück, ich war aus ihrem Territorium „entkommen“.

Die zwei Franzosen, die in den letzten Tagen auf derselben Route unterwegs waren, halfen mir. Meine Hose voller Blut. Wir desinfizierten die Wunde. Mein Puls beruhigte sich wieder. Pflaster und Tape, um die Blutung zu stoppen. Ich weiß nicht, ob es das Adrenalin war oder ob die Bisswunde nicht so schlimm war, aber ich hatte eigentlich kaum Schmerzen. Gut, dass nur mehr gut 27 Kilometer vor mir lagen. Es gab nur eine Entscheidung und die war „Zurück ist keine Option“.

Ich folgte den beiden Franzosen einen anderen Pfad entlang und wir stießen auf die Pensionistenpartie vom Abendessen. Diese erklärten mir dann, sehr hilfreich in dem Moment, dass der Wirt gestern noch gesagt hatte, dass man vor der Hütte links gehen sollte, damit man nicht ins Territorium der Hunde kam. Ich war da leider schon auf meinem Zimmer gewesen. Danke für nichts.

Wie auch immer. Es ging dann durch ein grünes Tal und noch ein Stück nach oben. Auf dem Weg traf die zwei bayrischen Jungs wieder, die im Tal gezeltet hatten, und erklomm mit ihnen die Spitze des Col de Crousette. Bis auf eine kleine Erhebung ging es von hier an nur mehr bergab bis ins Ziel. Bei einer kurzen Pause realisierte ich erst, was gerade passiert war. Ich war von einem Hund gebissen worden. Wenn ich mit vielem 4 Tage vor Schluss gerechnet hätte, aber das!? Mit einem grinsenden Kopfschütteln aß ich das Stück Käse, das ich von einem der Jungs angeboten bekam, und dann ging es auch schon weiter. 

Ich ließ die beiden recht schnell hinter mir, da ich mir noch nicht genau sicher war, was ich denn jetzt überhaupt machen sollte. Fakt war, ich wollte so schnell wie möglich in die Unterkunft und alles weiter dann dort planen. Es ging dann auch wirklich sehr lange bergab durch Täler und mit schönen Ausblicken. Nach dem kleinen Anstieg, bei dem ich dann doch ein bisschen die Wunden spürte, kam ich an der Refuge de Longon vorbei, die aber sowieso geschlossen war. Mein Wasser konnte ich jedoch auffüllen, was aufgrund der heißen Temperaturen sehr wichtig war. 

Vorbei an einer Schafherde, die von keinen Hunden beschützt wurde, ging es dann ein langes Stück gerade einer Forststraße entlang, bis ich nach Roure kam, einem wunderschönen kleinen Dorf, das in die Felswand hineingebaut ist. Von dort hieß es dann nur mehr einen Weg entlang hinab nach Saint-Sauveur-sur-Tinée, wo ich gegen 16:00 ankam.

Hard Facts:

  • Strecke: 31,9 km
  • Aufstieg: 1389 m
  • Abstieg: 2387 m
  • Höchster Punkt: 2584 m
  • Niedrigster Punkt: 482 m

Griaß eich!

P.S.: Hier geht´s zu den Fotos!

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