Etappe 2: Eichberg – Sevelen

Etappe 2: Eichberg – Sevelen

Donaupromenade in Rhein(st)form…

Noch ein wenig verschlafen nach der herrlichen Nacht im Strohbett machte ich mich auf den Weg und brauchte ein wenig, um mich zurechtzufinden. Die erste Person, die ich heute auf meiner Strecke sah, kam mir schon kurz nach dem Weggehen entgegen und ich wartete auf ein freundliches „Grützi“. Vergeblich. Der Mann sah mich an, nickte mit dem Kopf und sagte „Hoi“ zu mir. Völlig aus der Fassung geraten, schaute ich beim Weitergehen an mir herunter und suchte, ob denn eventuell irgendwo noch Heu von der Nacht an mir klebte. Bis ich schließlich realisierte, dass das eine Begrüßung war. Blonder Moment. – Übrigens habe ich mich ans letzte Jahr erinnert und wende jetzt wieder den „Kurz zum Hut greifen wie ein Cowboy“-Gruß an. –

Danach verlief mein Weg immer einen schönen Forstweg entlang und durch ein kleines Wäldchen mit etlichen kleinen Bächen, die munter plätscherten. Vorbei an der Kristallhöhle, die noch nicht offen hatte, und mitten durch den Garten eines Bauernhofes, führte mich die Wanderwegbeschreibung voran, als plötzlich…

Erzähler: Die Eisenstangen fuhren zur Seite und gaben den Eingang frei. Nach tagelanger Suche in den Morasten des Rheins hatte Weindiana Johnappl endlich das Tor zur goldenen Schafswolle von Ragell gefunden. Er richtete sich seinen Hut und trat ein. Die Eisenstangen schlossen sich hinter ihm. Er war gefangen.

Nach den ersten Schritten nach vorne hörte er plötzlich ein leises Schnaufen. Es wurde immer lauter. Und dann sah er ihn. Einen Hund so groß wie ein kleines Einfamilienhaus, der gerade seine Augen öffnete und Weindi anstarrte. Dann öffnete er sein Maul und bellte so laut, dass Weindi durch den Luftzug nach hinten geschleudert wurde. Dennoch konnte er einen Blick auf das erhaschen, was hinter dem Hund lag. Es war die goldene Wolle und ein Weg, an dessen Ende es Licht gab.

Geistesgegenwärtig erinnerte sich Weindi an die Technik, die er vom großen Meister Ignoranzius in den Weiten Grönlands gelernt hatte: Die Ignoration. Er richtete sich auf, tat so, als würde er auf die Uhr schauen und ging an dem Hund vorbei. Dieser bellte noch ein paar Mal, sah jedoch, dass er keine Reaktion hervorrufen konnte und gab es auf. Er hatte den Hund hinter sich gelassen…

Und ich sprang einfach über das Geländer. Nach einem kurzen Weg durchs Gras, kam ich auf einer Straße an und folgte dieser, bis ich zum Rhein kam. Ich checkte kurz die Lage. Es schien auf beiden Seiten einen Radweg zu geben. Ich entschied mich gegen die Schweizer Seite, da es dort null Chance auf Schatten gab und die Mittagshitze schon unerträglich war. Also überschritt ich die österreichische Grenze und kurze Zeit später die Grenze nach Liechtenstein und folgte für die nächsten 16km dem Rhein.

 Anfangs war es noch schön, neben dem Rhein zu gehen, wie auf der Donauinsel. Aber nach einer Zeit wurde es immer schlimmer, das Wasser zu sehen, während die Sonne auf einen herunterknallt und man eigentlich auch den ganzen Tag baden könnte. Glücklicherweise tat sich nach ein paar Kilometern ein Forstweg auf, von dem aus ich den Rhein nicht sehen konnte und der komplett schattig war. Nach einer kurzen Pause folgte ich also diesem Weg.

Die kurze Pause zeigte mir auch auf, was ich nicht gemacht hatte in der Früh: die Füße mit Hirschtalgcreme einzuschmieren. Glücklicherweise verschwanden die Schmerzen in den Fußsohlen bald, da ich über wichtigere Dinge nachdachte, wie zum Beispiel, ob ein weiblicher Salamander nicht eigentlich Salamandsie heißen müsste und was die ersten Punchlines für mein Stand-Up-Comedy-Debüt sein würden.

Nach ewigem Hin und Her neben dem Rhein ließ ich es mir dann doch nicht nehmen, die Füße ins kalte Wasser rheinzuhängen. Nach der kurzen Pause nutzte ich die Gunst der verdeckten Sonne und war flott in Vaduz (Hauptstadt von Liechtenstein). Eine sehr neue Stadt, in der sehr viele Touristen sind. Ein Asiate drückte mir prompt sein Handy in die Hand und fragte mich in irgendeiner fremden Sprache, ob ich nicht ein Foto machen könnte, während ich ihn nur vaduzt anschaute.

Ich war jedenfalls überglücklich, dass ich mich nach diesen zwei Zubringer-Etappen endlich auf dem 01er Wanderweg der Schweiz, der Via Alpina, befand. Nachdem ich mir den 1. Stempel für mein Stempelbuch geholt hatte, war es noch ein Katzensprung nach Sevelen zur 2. Unterkunft.

Hard Facts:

  • Strecke: 36,1 km
  • Aufstieg: 764 m
  • Abstieg: 688 m
  • Höchster Punkt: 667m
  • Niedrigster Punkt: 420m

Griaß eich!

P.S.: Hier geht´s zu den Fotos!

Eine Antwort

  1. Reni sagt:

    Das harte Ignoranztraining mit der Lilly hat sich also bewährt!
    ?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.