Etappe 2: Karlstift – Schönbach
Regen ist ein alter Hut…
Nach einem ausgiebigen Frühstück machte ich mich um 9:00 Uhr auf den Weg, um die 8km nach Liebenau vom Vortag aufzuholen. Auch wenn draußen starker Nieselregen auf den Boden prasselte, entschloss ich mich für die kurze Hose und den Hut. Es sollte die richtige Entscheidung gewesen sein.
Bei den ersten Schritten auf der Straße bergab hatte ich leichte Schienbeinschmerzen, auf die ich aber gefasst war, da ich die in den letzten beiden Jahren am Anfang auch hatte. Der Weg führte mich entlang von Forststraßen durch Wälder und so war auch der Regen eigentlich kaum spürbar. Weiter über ein paar Felder kam ich auch schon nach einer Stunde in Liebenau an und holte mir meinen Stempel im Hotel. Hätte ich nur angerufen…
Zwischen ständigen Nieselphasen und Trockenphasen, in welchen es mit der Regenjacke unerträglich heiß war, ging es weiter über Feldwege, betonierte Straßen und Waldwege. Ein Schema, das mich den ganzen Tag verfolgen würde. Irgendwann nach einem gesichteten Fliegenpilz hatte ich plötzlich das Gefühl, dass gerade eine Blase auf meiner Zehe aufgeplatzt war. Selbstverständlich ignorierte ich es und verdrängte den Gedanken daran mit ein wenig Pfeiferei.
Und dann war es soweit: die erste Begegnung mit einem elektrischen Zaun. Und natürlich die technisch anspruchsvolle Variante mit doppelter Verriegelung. Da ich mir heuer wieder vorgenommen hatte, Strom zu sparen, hakte ich zuerst den unteren Haken aus, ließ diesen sanft auf die Erde fallen und widmete mich dann dem zweiten Haken. Geschafft! Denkste. Natürlich stand ich ein paar Meter weiter vor dem Ausgang. Und diesmal hatte ich Zuschauer. Der Druck stieg, ich wusste nicht, ob es Regen oder Schweiß war, der da von meiner Nasenspitze tropfte. Ich schmiss meine Stecken unter der Absperrung durch, griff beide Haken gleichzeitig und mit einer anmutigen Drehung, bei der auf eine Ballerina im Staatsballett nicht mehr viel fehlte, stand ich auf der anderen Seite und schloss das Tor. Ich putzte kurz meine Schulter ab, richtete meinen Hut und nahm meine Stecken auf. Während ich noch mit einem Zwinkern weitermarschierte, hört ich hinter mir tosendes Kuhglockenläuten. Die Zuschauer waren außer Rind und Band.
Völlig losgelöst von der Erde, stapfte ich durch ein paar gatschige Wiesen und kam schließlich am Rubner Teich an. Nach einem kurzen Päuschen – und keinem Bad – war es von dort nicht mehr weit nach Arbesbach, wo ich mir einen Stempel holte, und ein paar Forstwege weiter war ich auch in Altmelon, wo ich mir ebenfalls einen (denselben) Stempel organisierte. Ich hatte lange überlegt, ob ich nicht hier nächtigen sollte, da meine Beine nach 32km einfach schon sehr müde waren. Jedoch konnte ich mir nach einem Telefonat mit dem Gemeindeamt Schönbach doch noch eine Nächtigungsmöglichkeit organisieren und so mobilisierte ich die letzten Energiereserven und schlug mich über schier endlose Straßen bis Schönbach durch.
Am Nachmittag war die Sonne zwar hin und wieder zu sehen, trotzdem vermiesten die Wolken wohl ein wenig die eventuell ansehnliche Landschaft. Immerhin waren die Schuhe durch die vom Regen nasse Wiese wieder blitzeblank.
Hard Facts:
- Strecke: 39,3 km
- Aufstieg: 629 m
- Abstieg: 807 m
- Niedrigster Punkt: 677m
- Höchster Punkt: 996 m
Griaß eich!