Etappe 3: Hochwolkersdorf – Rams

Etappe 3: Hochwolkersdorf – Rams

A zache G´schicht…

Da der Gasthof zur Gemütlichkeit mittwochs Ruhetag hat, ich jedoch trotzdem übernachten durfte, hieß es heute früh raus und losgehen. Gut so, wie sich herausstellen sollte. Nach einigen Dehnübungen und vor allem viel Hüftkreisen startete ich also gegen 7:15 in die längste Etappe der geplanten Reise.

Bei angenehmer Temperatur und mit den ersten Sonnenstrahlen im Rücken wanderte ich über einen Feldweg und bei dem harmonischen Plätschern eines Baches durch ein Waldstück. Danach bog ich vor Schlatten auf den Hexenweg ein, ließ jedoch die Informationstafeln über die Zeit der Hexenjagd ungelesen zurück, da ich keine Zeit verplempern wollte angesichts der langen Strecke. Am Ende des Weges ging es der betonierten Straße entlang in Richtung Bromberg.

Da ich heute nicht gefrühstückt hatte, beschloss ich hier auf einem Bankerl mit guter Aussicht zu halten und mir mit meinem Schweizer Messer ein Leberaufstrichbrot zu schmieren. Weidmann vergib mir! Weiter ging es dann immer abwechselnd neben Feldern und in kühlen Wäldern nach Scheiblingkirchen. Alles auf betonierten Straßen. Während ich die Felder entlang ging, auf denen viele Traktoren unterwegs waren, habe ich heute übrigens den „Kurz zum Hut greifen wie ein Cowboy“-Gruß perfektioniert.

Nachdem mir eine verdutzte Sekretärin im Gemeindeamt einen Stempel in mein Büchlein stempelte, gönnte ich mir eine kurze Pause auf einer Bushaltestelle, nachdem ich meine Vorräte bei Spar aufgefüllt hatte. 12:00 und die Hälfte schon geschafft. Ein bisschen überrascht, aber auch stolz machte ich mich also auf den Weg in den zweiten Teil der Etappe. Unter der Autobahn hindurch und einen Schotterweg entlang, als plötzlich…

Erzähler: Da war er also, der Geheimgang, der zum Schatz der Ramser führt. 2 Tage hatte er Hinweise gesammelt und nach langen und harten Touren, stand er nun vor ihm. Erfreut zückte er seine Karte und vergewisserte sich noch einmal, dass dies auch der Punkt ist, der zum markierten X führen sollte. Wie dumm er sich vorkam, dass er es nicht früher entdeckt hatte.

Nachdem er seinen Hut nochmals zurechtgerückt hatte, machte sich Weindiana Johnappl also mit seiner gezückten Machete auf durch das Unterholz des Urwalds. Steil und verwurzelt war der Weg. Neben sich hörte er immer wieder die wilden Tiere, die sich im Gebüsch versteckten und nur auf eine Unachtsamkeit von ihm warteten. Langsam, aber stetig, drang er weiter vor, immer auf der Hut vor Fallen und wilden Angreifern. Und dann sah er ihn: den Durchgang zum markierten Punkt. Er war mit Ranken und Blättern verdeckt, und Weindi musste all seine Kraft aufbringen, um alles zu zerschneiden. Als er schließlich hindurch konnte, fiel der Baum hinter ihm, nach einem lauten Krächzen, zu Boden. Er war eingeschlossen. Die Lichtung bot keinen Ausgang. Vom Goldschatz war auch weit und breit nichts zu sehen. Verzweifelt versuchte er, einen Ausgang zu finden, war jedoch schnell frustriert und setzte sich auf einen Stein.

Und dann raschelte es plötzlich. Was war das? Ein Tier? Nein. Es war ein Luftzug. Er sprang auf, rannte zu der Stelle und schlug mit seiner Machete so fest er konnte auf das Gebüsch ein. Er war erfolgreich. Konnte das der Weg zum Gold sein? Er schlüpfte durch das Loch und folgte dem Pfad ohne große Mühe. Und dann sah er den Ausgang und die goldene Farbe schien ihm schon entgegen…

Ein Kornfeld. Gleich daneben war ein Weg – sollte es zumindest sein – in dessen Mitte lauter Brennnesseln wuchsen. 20 m voraus sah ich, dass da keine mehr waren. Da stand ich also und überlegte: durchgehen oder Hosenbeine anzippen? Natürlich traf ich die falsche Entscheidung und ging los. Nach 5 Metern war aber plötzlich ein kleines Platzerl, anscheinend war ich nicht der Einzige, der hier die falsche Entscheidung getroffen hatte. Hosenbeine angezippt und weiter.

Kurz danach die zweite falsche Entscheidung des Tages. „Ich warte auf die nächste Bank, bevor ich mir die Hosenbeine abzippe.“ Die Sonne war zu der Zeit grade brutal und als ich die ersten Schweißflecken an den Schienbeinen sah, mussten die Hosenbeine wieder ab.

Es ging also weiter durch einen kleinen Wald und da war er. Ich spürte seine Präsenz schon ein bisschen früher, aber war mir nicht ganz sicher. Ein Wolf. Fassungslos sprang ich von der Straße in den Wald, versteckte mich hinter einem Baum, legte den Rucksack ab und adjustierte meine Boxershort und Hose neu. Beim Weitergehen dachte ich darüber nach, ob Wölfe oder Hirsche stärker waren.

Nachdem ich immer der Straße nach durch Thann und Kulm durch war, merkte ich, wie meine Beine schwerer wurden und meine Konzentration nachließ. Spätestens als ich eine Markierung übersah und geradeaus weiterging, wusste ich, dass es wieder Zeit für eine Pause war. Zurück und dann den Feldweg entlang kam ich nach Haßbach oder wie ich es jetzt nenne „Hassichbach“. Steil hinauf zu einem Wald immer der Karte auf der App und den Markierungen nach. Und plötzlich gab es den Weg nicht mehr. Im Buch leider nur dürftig beschrieben und in der App weg.

Ich musste also einen Umweg einlegen. Um meiner Psyche etwas Gutes zu tun, habe ich mir nicht angeschaut, wie weit der Umweg war, sonst hätte ich wohl noch mehr vor mir hergeflucht. Danach ging alles aber ganz schnell – eigentlich langsam, aber irgendwann habe ich nur mehr einen Fuß vor den anderen gesetzt und mir nichts mehr gedacht – entlang einer betonierten Straße bis nach Rams, wo ich um 18:15 ankam.

Ziemlich fertig, müde und mit schmerzenden Beinen bin ich aber sehr stolz auf mich, denn am meisten habe ich heute über Autos nachgedacht – übrigens habe ich beschlossen, dass ich nur bei einem Bauern auf dem Heuanhänger mitfahren würde – und bin trotzdem bis zum Ende durchmarschiert. (Auch wenn ich dann im Hotel den Aufzug in den 1. Stock genommen habe)

Hard Facts:

  • Strecke: 33 km
  • Aufstieg: 812 m
  • Abstieg: 607 m
  • Niedrigster Punkt: 370 m
  • Höchster Punkt: 925 m

Griaß eich!

P.S.: Zu den Fotos geht es hier!

 

4 Antworten

  1. Reni sagt:

    Du hast es geschafft!!!! Gute Nacht Johnappl! 🙂

  2. Leider deinen Blog erst jetzt bemerkt. Sehr amüsant zu lesen und für einen Weitwanderanfänger unglaublich gut gemeistert.
    lg Volker

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